Donnerstag, 4. Februar 2010

Werk Stadt Dialog

etwas neues in oerlikon:
künftig soll es statt quartiersekretariat und 'dialog neu-oerlikon' die WerkStadt Oerlikon geben.

quartiersekretariat und dialog
während fast 10 jahren hat das quartiersekretariat oerlikon den 'dialog neu-oerlikon' organisiert. das quartiersekretariat ist im jänner 2000 von der stadtentwicklung und dem sozialdepartement eingerichtet worden. man befürchtete, oerlikon könnte durch das meganeubauquartier instabil werden.
'dialog neu-oerlikon' hat jährlich 3 bis 4 veranstaltungen durchgeführt. diese diente als "Kommunikationsplattform für soziale, kulturelle, wirtschaftliche, planerische und bauliche Themen aus Neu-Oerlikon". die sekretariatsstelle wurde von der GWA - gemeinwesenarbeit zürich nord/oerlikon - betreut.

WerkStadt
neu-oerlikon ist gebaut und scheint aus sicht der stadt so weit zu funktionieren, dass es keiner besonderen betreuung mehr bedarf. das quartiersekretariat wird aufgelöst - und damit auch der 'für interessierte offene' dialog.
und auch die GWA gibt's nicht mehr. sie heisst jetzt Quartierkoordination, zieht sich aus dem operativen geschäft zurück und widmet sich vermehrt dem quartiermanagement.
interessierte kreise, die sich unter anderem um den dialog herum gefunden haben, wollen nun im rechtskleid einer GmbH eine neue lobby für oerlikon aus der taufe heben (siehe prospekt der WerkStadt).
interessant ist ein vertiefter blick auf die grafik auf seite zwei des hübschen prospekts.
wir sehen, ganz oben, den quartierrat als schnittstelle zur verwaltung, behörden und politik (die neue -städtische- quartierkoordination assistiert an diesem wichtigen punkt). über diese schnittstelle sollen die interessen oerlikons vertreten werden.
eine form von legitimität gibt sich das offiziöser als quartierrat benannte gremium durch eine wahl. sie soll im rahmen des in neuer form fortgeführten dialog oerlikon stattfinden. der neue dialog soll "optimiert [werden] und dient im Sinne einer Delegiertenversammlung (mit verbindlicher [SIC!] Teilnahme der Quartierkräfte) vermehrt der vorparlamentarischen, konsensorientierten Meinungsbildung, der koordinierten Aktions- und Vorgehensplanung und der Bündelung von Quartierinteressen."
durch informations- und grossgruppenveranstaltungen wird sodann mit der bevölkerung oerlikons kommuniziert. diese gefässe dienen "der Informationsvermittlung und als Resonanzgefäss für die Stimmung im Quartier", sowie der "Themengenerierung und die Aktivierung neuer Quartierkräfte". 1a sozialtechnokraten-slang, denkt sich wohl, wer das liest...

was soll das nun?
ein neuer quartierverein? oder ein ersatz für die gemeinderätInnen? oder ein neues sprachrohr für...für wen?
die aufgabe der quartiervereine deckt sich eigentlich ja mit dem, was sich die WerkStadt auf die fahne schreibt. alter wein in neuen schläuchen? ist der QV -als institution- zu verstaubt? warum übernimmt man -wenn man mit seiner leistung unzufrieden ist- nicht einfach den QV und haucht ihm neues leben ein? und profitiert beim auf- und umbau von der finanziellen unterstützung durch die stadt?
oder: am 7. märz wählen wir für züri nord 21 gemeinderätInnen. zur wahl stehen rund 200 personen, die bereit sind, die quartiere oerlikon, affoltern und seebach im gemeinderat zu vertreten - mit unterschiedlicher gewichtung sozialer, kultureller und wirtschaftlicher interessen. reicht das nicht? die demokratische legitimation der so gewählten ist sicher breiter, als die eines quartierrates. und: die leute, die wir wählen werden (wir: der stimmberechtigte anteil der bevölkerung), die haben explizit die aufgabe, die interessen ihrer wählerInnen aus den quartieren in eine städtische politik umzusetzen.

statt WerkStadt?
nichts gegen ein zivilgesellschaftliches engagement, wie die WerkStadt das in ihrem prospekt auch postultiert. was aber hier in den startlöchern steht, stellt sich nach einem genaueren blick hinter die bunt gestaltete technokratenschreiben eher als wirtschaftslobby denn als vertretung der interessen der grossen bevölkerungsschichten im quartier dar. das projektteam (s. prospekt) ist entsprechend zusammengesetzt. und das ganze schmückt sich dann ja auch mit dem
logo von standortmarketing oerlikon. auch diese jungs stehen sichtbar nicht für die interessen der mieterInnen und lohnempfängerInnen im quartier. sie formulieren ihr ziel so: "Erhöhung der Attraktivität von Oerlikon für Unternehmen, Beschäftigte, Studierende, Besucher/-innen sowie Bewohner/-innen"...jaja, 'sowie Bewohner/-innen'. schön, dass wir auch noch vorkommen!


was wir brauchen
wir brauchen in züri nord eine lobby für guten günstigen wohnraum, gut ausgebauten öffentlichen verkehr, eine der bevölkerungszahl angemessene infrastruktur: in den neubaugebieten die schulhäuser und kindergärten, die horte und krippen, die post und die migros ausbauen!
fehlt nur noch zu sagen: am 7. märz leute wählen, die dafür einstehen!